Vom Zeit-Verdaddeln
Es ist ein ständiger Spagat: Ich selbstständig. Darum richten sich all meine Angebote in erster Linie auch an Selbstständige – es sei denn, es geht um Produktbeschreibungen. Das geht nicht ohne Online Präsenz. Bei mir nicht, bei Ihnen nicht. Aber: Wir verdaddeln immer mehr Zeit auf immer mehr Kanälen. Studieren Nutzer-Journeys aus Persona-Augen, verzweifeln an adword-Statistiken — oder auch nicht, üben den perfekten Auftritt für das nächste Vimeo, kleiden uns vielleicht dafür ganz neu ein dafür, lächeln, sind optimistisch und liefern die 7.974ste Liste mit den ultimativen 11 To-do-Punkten. Manchmal sind es auch 35 Punkte. Ich habe diesen Blog hier. Und einen eher privaten Blog. Und etwas, das ich “Journal” nenne – auf der Seite meiner edition texthandwerk. Es gibt die 50plus-Plattform und eine Facebook-Unternehmensseite. Eine private natürlich auch. Den Xing– und den Linked-In-Account, Twitter und ein bisschen Google plus. Das alles macht mir Spaß, denn ich schreibe wirklich gern. Sonst wäre ich schon lang in die Knie gegangen.
Und warum das alles?!
Ganz einfach: Weil für Selbstständige die wichtigste „Währung“ erst mal nicht der Euro ist. Es sind viel eher Sichtbarkeit und Kundennutzen: “Denk mit Augen, Ohren und der Nase deines potentiellen Kunden! Stell dich nie selbst in den Fokus! Beschreibe niemals das Problem, sondern immer die Lösung!!! Aus Kundensicht!” Ja. Machen wir. Versuchen wir. Immer wieder neu, mit unbezahlter Arbeitszeit und Freundlichkeit, Nutzen, Nutzen und nochmal Nutzen – für Kund/innen, versteht sich. Ist alles richtig. Irgendwie. Und dann doch auch wieder gar nicht. Denn es braucht so unendlich viel Zeit, immer wieder kommen andere Herausforderungen, neue Tools, neue Präsentations-Notwendigkeiten online dazu.
Selbstvermarktung: kann ich, will ich, muss ich?
Ja: Ich muss mich selbst vermarkten. Nein: Ich will es, denn ich habe schließlich Konkurrenz. Ziemlich viel sogar, zum Teil sehr gute. Ich möchte mich ja auch zeigen, meine Fähigkeiten, mein Expertenwissen an Mann und Frau bringen. Ist mir sogar wirklich ein Herzensbedürfnis — und zwar nicht nur (aber auch!) zum Geldverdienen. Ohne Frage, um genau das zu tun, was ich am besten kann. Und das ist in meinem Fall alles, was mit Text zu tun hat. Um authentisch zu bleiben — diese Forderung hatte ich übrigens schon an mich selbst, bevor sie mir ebenfalls mit lautem Getöse des “Du-musst!” um die Ohren gehauen wurde ….
Wir sind Experten!
Also Selbstvermarktung. Vorwiegend online, wo sonst? Immer brav den Kundennutzen im Blick, immer in der ganzen Breite der Kanal-Vielfalt unterwegs. Kein Problem, bin ja schließlich Kommunikationsexpertin. Ach, was , wirklich? Expertin bin ich also auch noch?! Klar, das ist schließlich genau das, was ich zu verkaufen habe! Aber wo habe ich nach meinem abendfüllenden Online-Selbstvermarktungs-Programm eigentlich noch den Platz, den Raum, die Zeit, um dieses Expertenwissen zu zeigen?! Welcher der zahlreichen Online-Kanäle ist das geeignete Medium, um mit meinem Expertenwissen zu punkten? Und zwar als die Expertin, die ich bin? Mit MEINEM Lösungsansatz, all den Geschichten, die dazu gehören, die dazu geführt haben, dass ich genau diesen Lösungsansatz wähle — und keinen anderen… Wo findet das alles eigentlich statt?!
Ach ja! Print gibts ja auch noch!
Ganz gnau! Und das war für mich der Punkt, an dem mir klar wurde: Die Sache mit der ständigen Onlinepräsenz, die bricht mir langsam das Genick. Es begann mit einem Grummeln. Ein ziemlich deutlicher Hinweis war, dass ich merkte, wie ich immer häufiger betonte: “online UND Print” (manchmal gar das Rattern im Gehirn des Gegenübers hörte: “Ach ja! Print gibts ja auch noch!”) Und endete ziemlich spektakulär. Fand ich jedenfalls: Ich beschloss nämlich, eine eigene Buchedition zu gründen: https://www.edition-texthandwerk.de. Wobei ich da nicht sehr viel mehr anbiete als vorher schon: Beratung und Konzept, Ghostwriting, Schreibcoaching und Lektorat. Nur das Selber-Texten fällt an dieser Stelle weg, denn ich verhelfe Ihnen da als Buchhebamme zu Ihrem EIGENEN Buch.
Also habe ich auch noch eine eigene Buchedition. Wahnsinnig geworden oder was?! Nö, finde ich nicht. Ich bin dabei, meinen eigenen Autoren-Ratgeber der ganz besonderen Art zu schreiben. Und beginne, mich zu entspannen. Denn genau das ist der Platz, an dem ich mein ganzes Expertenwissen ausbreiten kann. Unaufgeregt, nicht notwendigerweise tagesaktuell, mit Fragen und Hintergrund-Infos. Sachwissen eben.
Ich habe den Ort (wieder) gefunden, an den Expertenwissen hingehört!
Für mich steht seitdem fest: Es gibt nur EINEN Ort, an dem Expertenwissen wirken und deutlich werden kann: das Buch. Nur ein Medium, in dem ich meine Fähigkeiten angemessen und anständig beschreiben kann: Bücher. Nur einen Weg, langfristig echten Kundennutzen zu bieten: als Ratgeber oder Sachbuch.
Ob das jetzt im “klassischen Verlag” oder als Selfpublishing-Projekt geschieht, ist Geschmackssache. Ich jedenfalls bin davon überzeugt, dass das Selfpublishing seine letzten Reste des alten Bäh-Images rasend schnell verlieren wird. Aber das ist ein Nebenschauplatz. Wichtig ist: Ich bin (wieder) auf das Buch gekommen.
Bitte vergessen Sie das Sachbuch nicht!
Wichtig wäre mir einfach: Verlieren Sie bitte bei all den durchaus berechtigten Mühen um die (Selbst-)Darstellung Ihres Experten-Status’ das gute alte Buch nicht aus den Augen! Sachbücher sind so vielfältig wie das, was Sie zu sagen haben!
Und ich verrate Ihnen noch etwas: Sachbücher können, dürfen und sollten heute auch erzählenden Charakter haben. Damit bekommt das Sachbuch-Schreiben völlig neue Aspekte. Es ist nämlich weit mehr als eine Aneinanderreihung von Faktenwissen! Es geht auch um Sie dabei! Um Ihre Person, Ihre Haltung, Ihre Geschichte. Ich glaube ja:
[bctt tweet=“Das #Bücherschreiben gehört zu den letzten Abenteuern, die heute noch für uns alle möglich sind!“ username=“@texthandwerk“]