Nein! Der Begriff ist wirklich irreführend. Die Taktik dahinter aber gerade für Solopreneure überaus nützlich…. Sie müssen wirklich nicht mit Maschinengewehren oder andren Waffen wie Che Guevara losstürmen, wenn Sie denken, dass Sie der PR-Typ für eine Guerilla-Strategie im Hinblick auf die eigene Öffentlichkeitsarbeit sind. Ganz im Gegenteil: Rosen wären eine sehr gute Wahl. Doch es gibt noch viele andre Beispiele.
Wie?! Guerilla-Marketing?
Zunächst: Was soll das eigentlich bedeuten, Guerilla-Taktik, Guerilla-Marketing? Die simpelste Definition ist: Hier handelt es sich um eine Taktik, die immer überraschend, einfallsreich und nicht dauerhaft ist. Und genau darum auffällt, weil es eben nicht „alle“ tun. Preiswerter als klassisches Marketing ist diese Taktik in aller Regel auch noch. Lauter Gründe also, die sie zum idealen Instrument für Selbstständige machen können. Ein bisschen Phantasie gehört dazu. Und – wie immer – die Frage: Passt es zu mir?
Einfach. Und sympathisch: Dem Duft der Rosen folgen
Was eigentlich immer passt, sind Blumen. Gut, bei einer weiblichen Zielgruppe besser als bei einer rein männlichen Zielgruppe…. Ich bin zum Beispiel schon öfter mal in Innenstädten dem „Duft von Rosen“ gefolgt: Da kamen mir massenweise Frauen mit Rosen (bei anderer Gelegenheit auch Gerberas) entgegen. Und sofort ist klar: Da verschenkt jemand Blumen. Wenn ich auch eine möchte, muss ich nur dem „Blumenstrom“ folgen… Meist stand ich dann vor einen neu eröffneten Geschäft. Aber auch schon mal vor einer Parfümerie, die gerade für ein spezielles Produkt warb. So etwas geht eigentlich immer… Es ist überraschend, einfallsreich, nicht dauerhaft und relativ preiswert. Sympathiefaktor inbegriffen.
Doch es geht auch ganz andres: Da gibt es den Fleischermeister Ludger Freese, der in einem – sehr erfolgreichen! – Youtube-Video erklärt, wie sich eine Bierflasche mit Schraubenzieher, Fleischermesser und andren Werkzeugen öffnen lässt. Ein andrer Fleischermeister soll schon mal eine Parkbank in eine überdimensionale Bratwurst verwandelt hat… Oder all die Produkte, die – nicht unbedingt vorhersehbar – plötzlich in den Farben des Lieblings-Fußballvereins daher kommen… Und damit meine ich NICHT die offiziellen Fan-Artikel, sondern eine frisch hergestellte Torte, eine Käsesorte oder das Brot mit aufgebackenem Vereins-Logo. Aber Achtung: Der jeweilige Verein muss seine Zustimmung geben. Denn natürlich kann das schlimmstenfalls als Markenrechtsverletzung gewertet werden. Im Zweifelsfall erledigt das die Mannschaft des ewigen Kontrahenden….
Risiko und Wirkung
Überhaupt: Ein bisschen Risiko ist beim Guerilla-Marketing kein Fehler! Daher wohl auch der Name… Da gibt es beispielsweise einen Gebäudereiniger, der sich eine Schablone hat bauen lassen, mit deren Hilfe er Grafitties mit seinem Firmennamen an Mauern sprüht. Die Farbe verblasst zwar im Lauf der Zeit, aber mit Bußgeldern muss er trotzdem rechnen…. Das nimmt er dann aber gern in Kauf – Marketing ist schließlich selten ganz kostenlos…. Und die Wirkung kann – am richtigen Ort – regelrecht überwältigend sein. Übersehen wird es wohl kaum jemand.
Für wen kommt Guerilla-Marketing in Frage?
Ganz klar: Risikobereitschaft, ein wenig Chuzpe und ein grundsätzlich unabhängiger Geist gehören mit Sicherheit dazu. Es ist also eher nichts für introvertierte Menschen, für Selbstständige, denen Harmonie sehr wichtig ist… Hat vielleicht auch wein wenig mit dem eigenen Arbeitsgebiet zu tun. Eine Meditationslehrerin kann ich mir beispielsweise nur schwer als Guerilla-Marketing-Frau vorstellen. Obwohl: Vielleicht grade drum! Denn das ist ja zweifellos eins der wichtigsten Prinzipien dieser Marketing-Taktik: Die Überraschung, das Unerwartete. Wenn sie dann beispielsweise direkt unter ihrem Graffiti meditiert und sich dabei rundum wohlfühlt.. Warum nicht?!
Tipp
Guerilla-Marketing ist in allen Kanälen möglich: als streetart ebenso wie als Postwurf-Sendung, online oder als Flashmob. Mit Musik oder Sport, im Handwerk oder für Berater/innen… alles geht! Hauptsache, es ist unerwartet, am besten noch nie dagewesen. Denn eigentlich ist dies das einzige, was bei Guerilla-Marketing gar nicht geht: nachmachen, was schon mal da gewesen ist. Denn wo bliebe da die Überraschung?!
Weitere Beiträge meiner Serie zur PR-Typologie für Selbstständige finden Sie hier
Wird fortgesetzt….
Text und Foto: Maria Al-Mana, die Texthandwerkerin
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