Wo fange ich nur an?! Der 2. Internet-Marketingtag Handwerk hatte einfach viel zu viele Highlights! Für mich begann es mit dem Ort an sich: Wie großartig und – nun ja: fast ehrfurchtgebietend – die Frankfurter Goethe-Universität ist, wusste ich gar nicht. Für mich ist sie DER Ort deutscher Studentenunruhen… Ein Ort, an dem viele neue Ideen geboren wurden. Und vielleicht war das am 29. Oktober 2016 ja auch ein wenig der Fall, als das kongeniale Handwerks-Marketing-Duo Volker Geyer und Thomas Issler zum Internet-Marketingtag einluden, moderiert von Nina Ruge – und auch sonst mit gar nicht mal geringer Promi-Dichte….Ich sage nur: Michael Rumenigge.
Von links Volker Geyer, Nina Ruge, Thomas Issler
Doch der Reihe nach: Handwerk und Internet – wie geht das?! Mit einem eigenen Blog, Facebook, Youtube oder Pinterest Zielgruppen begeistern, bei Google ganz oben stehen und regelmäßig Aufträge einfahren – im nicht gerade einfachen Arbeitsbereich Handwerk…. Kann das gutgehen? Ja. Es geht. Neben durchaus notwendigen technischen Kenntnissen – für die es aber samt und sonders gute Spezialisten gibt, die Handwerksunternehmen beauftragen können – gehören vor allem vier Dinge dazu. Die gar nichts kosten, allenfalls vielleicht ein wenig Überwindung….
- Mut zu Veränderungen und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen
- Respekt voreinander: als Kollegen im Team, vor Kund/innen und all den virtuellen Fans, die das Internet früher oder später mit sich bringt
- Spezialisierung, oder „Sei ‚ein Typ‘!“, wie Thomas Issler formulierte. Bedeutet: Das Besondere, das Einzigartige herausstellen: „Wenn man sich auf seine Kernkompetenzen konzentriert, kann ein Kleiner auch mal einen ganz Großen schlagen!“, so Issler.
- Liebe zur Sache, Begeisterungsfähigkeit, Offenheit. Und die Erkenntnis, dass Marketing und die richtigen Emotionen ein ziemlich gutes Duo sein können.
Diese vier Punkte sind für mich fast schon die Zusammenfassung von diesem Internet-Marketingtag, der unter dem Motto stand „Hoch hinaus – mit intelligentem Internet-Marketing“.
„Hoch hinaus“? Mit Handwerk?! Geht das?
Oh ja! Dass das geht, belegen die beiden Initiatoren allein schon durch die eigene Arbeit: Thomas Issler als Internet-Marketing-Profi und Volker Geyer als „Handwerksunternehmer 2.0“, letzterer gehört mit seinen „malerischen Wohnideen“ sogar EU-weit zu den erfolgreichsten Handwerksbetrieben im Netz. „Der Weg in die digitale Zukunft ist geebnet, kommen Sie mit und nehmen Sie Ihre eigene Geschwindigkeit auf“ – so lautete die Einladung der beiden im Vorfeld.
Ihre eigene Geschwindigkeit haben sie wohl auch selbst aufgenommen, als sie im letzten Jahr quer durch ganz Deutschland fuhren – Issler im Süden, Geyer im Norden – um Menschen aus ausgewählten Handwerksbetrieben zu interviewen. Herausgekommen ist der wohl leichteste Werkzeugkasten aller Zeiten: Die Buch- und CD-Box „Internet-Marketing-Werkzeugkasten für Handwerk und KMU“. Wurde in Frankfurt ganz frisch ausgeliefert, eine „Weltpremiere“, wie Ruge betonte. Thema: ebenfalls Marketing und Internet. Mit ganz vielen praktischen Tipps. Was sich dort findet, bekamen die Teilnehmer des Internet-Marketingtages aber vermutlich noch viel exklusiver geboten: live, mit Menschen zum Anfassen, Gelegenheiten für persönliche Fragen sowie der Möglichkeit, von Ehrengast Michael Rumenigge in dessen Vortrag zu erfahren, wie wichtig der „Faktor Mensch“ ist und was Unternehmer vom Profifussball lernen können – viele Bayern-München-Geschichten inklusive. Doch Rumenigge war keineswegs der einzige „Promi“ an diesem Tag: In der Champions-Talkrunde standen gleich mehrere Handwerk-VIPs im Uni-Hörsaal Rede und Antwort: Werner Deck („Mister Social Media des Handwerks“), Marie Thérèse Simon („Miss Handwerk“, „Deutschlands bester Bäcker 2014“ und Buchautorin von „Das große Buch vom Brot“), Melanie Bernhardt (Dachdeckermeisterin und PR-Referentin der Dachdeckerinnung Frankfurt), Michael Mester (Fenster-Rollladen-Markisen).
Internet-Marketingtag Handwerk, links Ehrengast Michael Rumenigge
„Mut zur Veränderung!“
Allein das war schon spannend genug. Doch mich persönlich haben noch viel mehr jene Gäste interessiert, die ganz persönlich wurden. Die erzählten, wie man scheitern und sich – durchaus erfolgreich – wieder aufrappeln kann: Heike Schauz zum Beispiel: Einst als eine der ersten Frauen im Handwerk erfolgreich, setzte sie seit 2007 mit neuer beruflichen Neuorientierung als Business-Feng-Shui-Expertin und Projekt-Managerin unter anderem ganz entschieden auf die Foto-Plattform Pinterest. Was dieses Internettool für sie und ihre erneut erfolgreiche Marktpositionierung bedeutet, erzählte sie sehr offen. Volker Geyer, dessen Vortrag ohne Zweifel zu den Highlights des Internet-Marketing-Tages 2016 gehörte, überschrieb seinen Vortrag: „Mut zur Veränderung! Wie sich die Krise eines Handwerksbetriebes durch das Internet erfolgreich in eine neue Karriere gewandelt hat“ – es wurde ein ebenso offener wie offensichtlich von Herzen kommender Beitrag.
Die persönliche Geschichte zählt!
Spätestens da zeigte sich die „geheime Klammer“ dieser Großveranstaltung: Technik, Faktenwissen und Strategie sind ohne Frage notwendig für gelingendes Marketing, doch ohne Herzblut, Engagement, Ausdauer und den richtigen emotionalen Zugang zur eigenen Arbeit, zu Produkten und Kunden wird es selten wirklich gut. Und da geschah auf dem Internet-Marketing-Tag etwas Wundersames: Fast wie nebenbei vermittelten genau jene Referent/innen, die ihre ganz persönliche Geschichte erzählten, ein Verständnis für die technischen Möglichkeiten des Handwerks im Internet, vom Sinn des Social-Media-Einsatzes, von der Sympathie bloggender Menschen untereinander. Sozusagen ohne jede Anstrengung. Ja: Auch Deutschlands erster bloggende Handwerker Ludger Fresse hatte alle Sympathien auf seiner Seite, als er vom Humor, vom Ausprobieren und manchmal auch Blödsinnmachen sprach. Doch er betonte auch, wie wichtig ihm stets der Respekt vor Menschen ist.
Issler wiederum schwor seine Zuhörer mit fußballerischen Jugenderinnerungen auf die Intensität ein, die gelungenes Marketing im Internet mitbringen kann – was selten ohne Emotionen funktioniert. Das ist nicht wenig. Und so hatte schon am Vormittag Umberta Andrea Simonis, Profi für Servicekultur im Handwerk, den respektvollen Umgang zwischen allen Beteiligten eingefordert: Sie wünscht sich „Handwerker-Erlebnisse, die emotional ‚kleben‘ bleiben“. Gelingt das, entsteht eine höchst lebendige Servicekultur. Und die wiederum ist Voraussetzung für wirklich erfolgreiches (Internet-)Marketing. Sie drückte das sehr charmant aus: „Mein Beruf ist, Wundern auf die Welt zu helfen“. Doch eigentlich ist es gar kein „Wunder“, denn „Menschen lieben Menschen“, wie Freese später feststellte. Und gute Geschichten. Auch wenn das Modewort „storytelling“ gar nicht thematisiert wurde, so waren es doch genau diese guten Geschichten, die die ganze Veranstaltung so eindrucksvoll machten.
Sei es der Malermeister Alexander Baumer, der eigentlich nur jemanden suchte, der seine Hochzeit filmte. Und in dem freien Filmemacher Franz Breuer einen Partner fand, mit dem er heute eindrucksvolle Imagefilme für Kollegen aus dem Handwerk produziert.
Oder Metzgermeister Ludger Freese, der viel lieber „etwas Kreatives“ gemacht hätte – wie Nina Ruge herausgefunden hatte -, statt dessen den elterlichen Metzgereibetrieb übernehmen musste. Dank Social-Media und vor allem mit guten Kontakten zur „Bloggerszene“ konnte er nun in Frankfurt ein ganzes „Konzert“ seiner überaus erfolgreichen Online-Aktivität präsentieren. So ganz nebenbei war aber auch genau er es, der vorrechnete, wie viel Geld er an Werbekosten einsparen konnte, seit er bloggt, welche positiven Veränderungen durch das Bloggen in seinem Betrieb möglich wurden.
Viel Sympathie hatte auch sofort Jessica Jörges auf ihrer Seite, die sich vorgenommen hat, als Nachwuchsbloggerin mit ihrem Blog Bunte Zukunft „ihrem Handwerk“, dem Malergewerbe, mehr Aufmerksamkeit bei Gleichaltrigen zu verschaffen. Das passt, kriegt doch etwa „Altmeister“ Freese über seinen Blog unaufgefordert Blindbewerbungen von begeisterten Nachwuchs-Handwerkern, von denen Kollegen bestenfalls träumen können….
Internet-Marketingtag Handwerk: links Ludger Freese, Mitte Nina Ruge, rechts Jessica Jörges
Manche Veränderungen würden ohne Internet nicht funktionieren
Keinen Zweifel daran, dass es ihm nur dank all seiner Internet-Aktivitäten gelungen ist, seine Träume nach großen Tiefschlägen endlich Realität werden zu lassen, ließ Volker Geyer in seinem Vortrag: Er hatte den Mut, sich ganz neu aufzustellen, auf seine eignen Wünsche zu hören – und heute sieht er sein Unternehmen als „Magneten“, das wie von allein die richtigen Kunden, Partner und Aufträge anzieht. Nein, kein „Hokuspokus“, sondern durchaus „zähe“, harte Arbeit sei das gewesen, räumte er ein. Aber er ist einfach nur glücklich über das Erreichte. Das in Angriff genommen zu haben, sei „die beste unternehmerische Entscheidung seines Lebens“ gewesen, sagt er. Und ohne Internet unmöglich.
Habt den Mut, euren eigenen Weg zu gehen!
Natürlich fehlte auch das Praktisch-Handwerkliche der Internetarbeit nicht, diesen Part übernahm vor allem Thomas Issler. Mit der Präsentation der ausgezeichneten Handwerkerseiten des (Vor-)Jahres wurde die gelungene Umsetzungen von Handwerksmarketing im Internet ganz plastisch präsentiert – aber auch hier wieder: Nicht, ohne die dahinterstehenden Menschen zu Wort kommen zu lassen. Für mich war dies der wichtigste Aspekt dieses langen Tages: Die Menschen zu sehen, zu hören, ihre Erfahrungen und Tipps teilen zu dürfen, manchmal sogar ein Stück ihres Lebenswegs kennenzulernen. Das ist ein Mehrwert, den nur solch eine Live-Veranstaltung vermitteln kann. Und das macht Mut. Genau das war das Credo von Volker Geyer: Habt den Mut, euren eigenen Weg zu gehen – das Internet kann dabei durchaus hilfreich sein!
Text und Foto: Maria Al-Mana, die Texthandwerkerin
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