Ja, auch diese Strategie gibt es relativ häufig unter Selbstständigen… Ob sie schlau ist, sei mal dahin gestellt. Ob man das überhaupt „Strategie“ nennen kann, scheint mehr als fraglich. Und trotzdem – oder eher: gerade darum! – möchte ich sie hier mal näher in den Blick nehmen. Wer zwar einen Minimal-Begriff von PR-Strategie hat, sich aber dennoch eigentlich gar nicht aus seinem „Hasenloch“ an die Öffentlichkeit wagt, beginnt oft damit, verschämt ein diskretes Schild mit dem Namen des eigenen Business‘ an die Hauswand zu hängen, schlimmer noch: nur der Name auf dem Klingelschild auszutauschen. „Wer mich finden will, findet mich schon!“ ist da die Devise. Dann vielleicht noch ein Eintrag im örtlichen Branchenbuch. Und das wars dann.
Vom Suchen und Finden
Kann das gut gehen? Gibt es heute noch Branchen und Dienstleistungen, die so einzigartig sind, dass sie gar keine Konkurrenz haben? Ist das nicht der Fall: Warum sollten interessierte Menschen zu Ihnen kommen und nicht zu Ihrem Mit-Bewerber? Und noch viel gravierender: Wie sollen Menschen überhaupt auf Sie aufmerksam werden? Selbst wenn Sie denken, Sie haben gar keine Konkurrenten, weil Ihr Angebot so ungewöhnlich ist, wie sollen potentielle Kunden denn auf die Idee kommen, danach zu suchen? Sie wissen nicht nur nicht, dass es Ihre Firma, Ihr Angebot, Sie als Dienstleister überhaupt gibt. Sie wissen vermutlich nicht einmal, wie man das genau bezeichnet, was Sie anzubieten haben! Wie sollen sie denn dann jemals danach suchen? Und: Wo denn? Unter welchem Stichwort?
[ctt title=“Für eine erfolgreiche PR-Strategie von Selbstständigen ist das Hasenloch wirklich kein guter Ort….“ tweet=“Für eine erfolgreiche PR-Strategie von Selbstständigen ist das Hasenloch wirklich kein guter Ort…. https://ctt.ec/ge6K8+“ coverup=“ge6K8″]
Das gehört ja auch zur Crux der Selbstständigkeit: Entweder mache ich über meinen Firmennamen schon deutlich, worum es geht. Ist im Zweifelsfall aber grad für Laien oft schwer verständlich… Und da beginnt das Problem schon: Wenn ich nicht weiß, WAS ich suchen soll, wie kann ich es dann jemals finden? Manchmal scheint das Angebot glasklar: „Massage“, Anwalt, Architektin, Drechsler… Dies ist nur mal ganz wahllos eine kleine Aufstellung. Massage kann von Erotik bis Esoterik alles beinhalten, Anwälte sind hoch spezialisiert, Architekten auch sehr häufig. Und ein Drechsler kann Stuhlbeine fertigen. Oder Dildos.
So gehts also schon mal nicht. Eine klare, eindeutige Bezeichnung muss her! Die sofort klar stellt, worum es geht. Und zwar am besten so, dass jeder Laie es sofort versteht. Wer jetzt vermutet, dass komprimierte Informationen die Lösung sind, landet ganz schnell bei unverständlichem Fachchinesisch… Und das braucht dann ganz dringend schlüssige Erläuterungen. Um beispielsweise zu erklären, was sich hinter einem auf KWG, GwG, AktG und HGB spezialisierten Anwalt verbirgt, genügt kein Klingelschild der Welt. Auch mit einem Firmenschild an der Hauswand dürfte es schwierig werden zu erklären, was potentielle Kundinnen hier erwartet…. Sie brauchen dafür in jedem Fall andere Medien.
Keine gute Idee: Selbstständige im „Hasenloch“
Mach dich sichtbar! Das ist und bleibt – sorry, ich weiß, ich wiederhole mich – die erste und wichtigste Devise aller PR-Strategien für Selbstständige. Selbst, wenn Sie sich am liebsten wegducken würden. Wenn Sie ungern im Licht der Öffentlichkeit stehen, wenn Sie eher introvertiert und scheu sind… Diese Eigenschaften kommen in allen Berufen vor. Möglicherweise aber grade bei Selbstständigen überproportional häufig: Wer lieber als „Solopreneurin“ unterwegs ist, hat vielleicht einfach keine Lust auf Wettbewerb, Ellenbogen und „möglichst laut“, sieht sich nicht unbedingt als extrovertierte „Rampensau“. Allein und mit der Konzentration auf das individuelle Angebot arbeiten zu können, ist durchaus eine Leistung. Da bleibt manchmal einfach auch das Bedürfnis nach ständigem Austausch, nach Lärm und Trubel auf der Strecke, im eigenen „Hasenloch“ ist es gemütlicher. Das ist nachvollziehbar, oft sogar verständlich. Aber die schlechte Nachricht ist: Für Selbstständige ist der Wunsch nach Rückzug und Sich-Verstecken nicht gerade die optimale Möglichkeit. Fast würde ich sagen: Für Ihr Business kann das tödlich sein.
[ctt title=“Auch wer sich nicht als ‚Rampensau‘ sieht, kann als Selbstständiger in seiner PR-Arbeit erfolgreich sein! “ tweet=“Auch wer sich nicht als ‚Rampensau‘ sieht, kann als Selbstständiger in seiner PR-Arbeit erfolgreich sein! https://ctt.ec/zAd99+“ coverup=“zAd99″]
Die gute Nachricht ist: Für alle, denen es nicht leicht fällt, in die Öffentlichkeit zu gehen, bietet das Internet tausendfach mehr, besser gestaffelte und selbst steuerbare Möglichkeiten des Sich-Zeigens als in Zeiten ohne Internet. Sie allein wählen den „Kanal“, auf dem Sie sichtbar werden wollen, Ihre Social-Media-„Freunde“ können Sie recht exakt auswählen, die Frequenz regeln allein Sie…. und „Hasenloch“-Zeiten können bei kluger Strategie durchaus auch noch eingeplant werden. Aber: Es führt kein Weg dran vorbei. Die digitalen Medien sind ein MUSS für alle Selbstständigen.
Einfach mal anfangen, praktische Erfahrungen sammeln
Ja, der Anfang ist manchmal schwierig. Ich kenne das selbst: Wer wenig Online-Erfahrung mit einer eignen Werbestrategie hat, weiß oft gar nicht, wo der beste Einstig ist. Da hilft nur: ausprobieren, praktische Erfahrungen mit den digitalen Medien sammeln. Anfangs kann einem da schon mal der Kopf schwirren, aber das gibt sich. Und dann: Eine eigne Kommunikationsstrategie planen, die eigene, passende, gut durchdachte. Vor allem online. Wo Sie beispielsweise in einzelnen Blogbeiträgen genau erklären, wofür KWG, GwG, AktG und HGB normalerweise stehen. Und was Sie – ganz konkret, im täglichen Job, mit Ihrer „Weltsicht“, Ihrem beruflichen Selbstverständnis – unter diesen sperrigen Begriffen verstehen, wo Sie sie anwenden, wie Sie sie zum Nutzen Ihrer Kunden umsetzen. Und zwar bitte so, dass alle Nicht-Juristen problemlos verstehen, wovon Sie reden. Andre Digital-Kanäle nutzen Sie für andre Informationsarten… Twitter etwa für das eher Persönliches, auf Xing posten Sie kleine Fachartikel… Nur als Beispiele. Die Kombinationsmöglichkeiten sind schier unendlich.
„Kommunikationsstrategie“ klingt vielleicht ein wenig hochtrabend, bedeutet hier vor allem eins: nicht Kraut und Rüben gedankenlos durcheinander werfen, hier ein bisschen, dort ein bisschen und dann wieder wochenlang Pause…. Sondern eher: Was repräsentiert mich und mein Angebot am besten? Sichtbar und fachlich kompetent einerseits. Andrerseits aber – und das ist ganz wichtig! – auch persönlich kommuniziert. Selbstverständlich immer fachlich kompetent, möglicherweise aber auch um Zweifel und Fragen, ganz sicher um Emotionen, die grade passen, mit denen Sie sich wohlfühlen, ergänzt. Genau dieses Spannungsfeld zwischen „persönlicher Disposition“ – gerade für öffentlichkeitsscheue Selbstständige – und netz-strategischen Ansätzen finde ich extrem wichtig. Solche Ansätze im Netz könnten beispielsweise sein, Online-Communities für persönliche oder Fach-Gespräche zu nutzen, eigene Gruppen einrichten und moderieren, zum Beispiel auf Xing oder Facebook. Oder scheinbar berufsfremde Talente einsetzen – beispielsweise wirkt ein Anwalt mit tollen Infografiken gleich viel interessanter als einer, der das Netz mit Bleiwüsten zupflastert… Denken Sie sich bitte selbst etwas aus! Hauptsache, Sie trauen sich, ein paar Schritte ins Licht der Öffentlichkeit zu tun. Und zwar bitte ganz genauso, wie Sie sich damit wohlfühlen. Viel Erfolg dabei!
Falls Sie dabei Hilfe brauchen, könnten Sie auch die Texthandwerkerin fragen: Kontakt.
Die komplette Serie: „Und welcher PR-Typ sind Sie?“ finden Sie hier.