Kerstin Kanofsky betreibt in Dreieich bei Frankfurt das Zuckerbäckerhandwerk: süß und handgemacht, bunt, verführerisch, vegan, wunderhübsch und einfach lecker. Denn: Das Leben ist süß. Exakt das ist auch der Name ihres Unternehmens.
Frau Kanofsky, seit wann üben Sie Ihr Handwerk denn schon aus? Was ist Ihre Ausbildung? War die „klassisch“? Oder sind Sie eher „Quereinsteigerin“?
Ich habe viele Jahre in Werbung und Marketing gearbeitet und wollte irgendwann einmal etwas „Richtiges“ machen. So etwas Handwerkliches, zum Anfassen. Was Schönes und am Besten auch etwas Leckeres – zum Beispiel Bonbons und Lollis. Da ich aber niemanden in Deutschland fand, der sein Wissen mit mir teilen wollte, reiste ich ins Mutterland der Zuckerstange – zu Pippi Langstrumpf nach Schweden – und erlernte dort mein Handwerk im Crashkurs bei einem Zuckermacher. Das war Ende 2013, danach verwendete ich viel Zeit, um eine schöne Marke zu entwickeln und seit Mitte 2014 bin ich voll in meinem Element – der Zuckerbäckerei.
Stellen Sie sich bitte vor, Sie müssten einem Blinden beschreiben was Sie beruflich tun…
Kanofsky: Mund auf, lutschen, UND? Lecker, oder????
Sie fertigt sogar „Pillen für Fernsehproduktionen“…..
Alle Menschen, die ich für diese Porträt-Reihe ausgewählt habe, sollten zwei Merkmale mitbringen: Handwerk und Kreativität. Aber manchmal neigen Außenstehende (wie ich) ja dazu, das Handwerk zu romantisch zu sehen…. Wie ist das bei Ihnen: Können Sie wirklich kreativ sein?
Kanofsky: Also, bei mir fließen beide Elemente zusammen, das Eine geht ohne das Andere nicht. Bonbons ziehen ist echte Knochenarbeit, macht aber auch unheimlich Spaß. Immer wieder neue Muster, die man in so ein kleines Bonbon reinbauen kann, reizen unheimlich. Und die wunderbaren – natürlichen – Farben und Aromen regen auch immer wieder an, etwas Neues auszuprobieren. Und wenn dann das ZDF anruft und eine Pille für eine Fernsehproduktion braucht, mache ich die auch. Super Spaß und große Freude – jeden Tag. Und das Beste ist, die Menschen lieben, was ich mache. Das ist so schön und befriedigend, dass ichs glatt nochmal machen würde!
Können Sie mir bitte den Begriff „Handwerk“ definieren – ganz subjektiv, auf Sie und Ihre Arbeit bezogen?
Kanofsky: Handwerk ist, viele Zutaten mit den Händen zusammen zu fügen und zu verarbeiten und daraus kleine – handgemachte – Leckereien herzustellen. Wie einfach!
Vegan, wunderhübsch und einfach lecker
Was lieben Sie an Ihrer beruflichen Tätigkeit am meisten? Und was an den Produkten, die Sie fertigen?
Kanofsky: Am meisten liebe ich, wie ich die Leute, die zu mir kommen und zuschauen oder die Kinder, die ihren Geburtstag bei mir feiern und selbst kreativ werden, begeistern und überraschen kann. Und die Menschen bekommen auch ein ganz anderes Bild von „handgemacht“, wenn sie einmal zugeschaut haben, was das bedeutet. Meine Produkte sind natürlich, vegan, wunderhübsch und einfach lecker – was mir selbst nicht schmeckt oder nicht gefällt, verlässt die Manufaktur nicht. Das ist toll!
Was ist aus Ihrer Sicht das Gegenteil von „Handwerk“?
Kanofsky: Industriell gefertigte Massenware, die auf „Handmade“ macht und die Leute hinters Licht führt. Find ich doof.
Oder „Bonbons mit Handtaschen-Bild für einen Handtaschenhersteller“
Wenn Kunden bei Ihnen etwas in Auftrag geben wollen, müssen Sie da vorher viel erklären?
Kanofsky: Na ja, manche Sachen gehen – rein technisch-handwerklich – nicht. Das versteht der Kunde. Aber ich tue, was ich kann. Ein Bonbon mit Handtaschen-Bild für einen Handtaschenhersteller, ein Viagra-Look-Alike fürs Fernsehen, ein Herzchen fürs Liebespaar, meist finden wir einen gemeinsamen Nenner. Und die Zutaten sind immer die selben, nur in anderer Farb-Zusammensetzung. Für mich ist jeder Auftrag eine persönliche Herausforderung – das bindet schon, mich zumindest.
Für fast alle handwerklich gefertigten Produkte gibt es ja heute industriell/serienmäßig gefertigte Pendants. Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Ihren Produkten/Ihren Produktions-Wegen und nicht-handwerklichen Fertigungen?
Kanofsky: Bei meinen Bonbons ist das ganz einfach. Man sieht und schmeckt die Handarbeit, da kann kein Industrieprodukt mithalten. Macht es halt auch teurer, aber das verstehen die Leute.
„Eine große Handgemacht-Aufklärungs-Initiative muss her!“
Finden Sie, dass es im Deutschland von heute noch genügend handwerkliche Angebote gibt?
Kanofsky: Es gibt schon einige Handmade-Foren und -Märkte, die findet man aber nur, wenn man sich dafür speziell interessiert. Und auch nur affine Zielgruppen finden die. Die große Masse interessiert sich vielleicht aber auch nicht dafür, weil handgemacht eine gewisse Einstellung beim Verbraucher voraussetzt und auch oft eine Kostenfrage ist. Auf jeden Fall gehört eine große Handgemacht-Aufklärungs-Initiative her!!!
Wenn Sie für sich und Ihr Handwerk einen Wunsch frei hätten, welcher wäre das?
Kanofsky: Zugang für alle!
Ein Zitat von Josef Beuys: „Die einzige revolutionäre Kraft ist die Kraft der menschlichen Kreativität“. Mögen Sie dazu was sagen?
Kanofsky: Ich halte es da mit Albert Einstein: „Was vorstellbar ist, ist auch machbar!“
Mehr Porträts kreativer Handwerker/innen finden Sie übrigens hier.
Und wenn Sie mich brauchen: Ich bin Ihre kreative Texterin, Buch-Hebamme, Lektorin und mehr. Kontakt maria@texthandwerkerin.de