„Danièle Brown | Schmuckstücke“ bietet mit ihrem Schmuckdesign unter der Überschrift „Head, Heart & Hands“ echte Kostbarkeiten des kreativen Handwerks an: eigne Kreationen, traditionelle Techniken, liebevolle Fertigung. Diese Überschrift ist gleichzeitig auch Leitspruch und Definition von Handwerk der Danièle Brown. Ihren Schmuck kann ich kaum beschreiben: gekonnt schön und überraschend, beziehungsreich, verspielt – bitte einfach mal selbst ansehen: https://schmucktagebuch.blogspot.de/
Immer individuell
Frau Brown, seit wann üben Sie Ihr Handwerk denn schon aus? Was ist Ihre Ausbildung?
Seit 30 Jahren arbeite ich als Goldschmiedin und Schmuckdesignerin. Ich habe meinen Beruf von der Pike auf gelernt. Zuerst eine Lehre zur Goldschmiedin an der Staatlichen Berufsfachschule für Glas und Schmuck in Kaufbeuren/ Neugablonz. Danach ein Studium zur Schmuckdesignerin an der Staatlichen Zeichenakademie in Hanau/ Main, damit verbunden die Meisterprüfung an der Handwerkskammer in Wiesbaden.
Stellen Sie sich bitte vor, Sie müssten einem Blinden beschreiben was Sie beruflich tun… Und das in möglichst wenigen Sätzen.
Brown: Ich entwerfe und arbeite individuelle Schmuckstücke, für die Hand, die Ohren, den Hals und die Handgelenke, aus Edelmetallen, Edelsteinen und Perlen. Manchmal auch aus unedleren Materialien zum Beispiel schönen Kieselsteinen oder Muscheln die einen ideellen Wert für ihre jeweiligen Träger haben. Meistens setze ich meine eigenen Ideen und Vorstellungen in Schmuckstücke um. Auf Wunsch gebe ich den Ideen eines Kunden mittels meiner Entwürfe, meist als Zeichnung, eine Form und arbeite diese als Schmuckstücke ganz individuell nur für diese Person.
Kreativ? Oh ja!
Alle Menschen, die ich für diese Porträt-Reihe ausgewählt habe, sollten zwei Merkmale mitbringen: Handwerk und Kreativität. Aber manchmal neigen Außenstehende (wie ich) ja dazu, das Handwerk zu romantisch zu sehen…. Wie ist das bei Ihnen: Können Sie wirklich kreativ sein?
Brown: Kreativ sein, eindeutig ja, das kann ich. Die Schmuckgestaltung und auch Verarbeitung gewähren viele Freiheiten. Sowohl in der Wahl der Materialien als auch in der Umsetzung. Kunst kommt ja bekanntlich von Können. Mein Großvater, ein Bildhauer, meinte, man müsse sein Handwerk voll beherrschen, um den Ideen und Gedanken Form verleihen zu können. Und Kreativität beinhaltet ja nicht nur die Formgebung von Vorstellungen, sondern auch die Lösung von manchmal kniffeligen Aufgaben. Das kann der Umgang mit einem besonderen Material sein, oder die Erfindung einer mechanischen Lösung für die Handhabung eines Schmuckstückes. Also zum Beispiel ein besonderer Verschluss, die Verbindungen einzelner Kettenglieder oder eine Broschierung – das ist die Nadel an einer Brosche. Oder ganz etwas anderes, wie etwa die Entwicklung einer Schmuckserie, die mit den Jahren an Umfang wächst. Dazu braucht man ein langfristiges Konzept. Gut ist das an meiner Kleinserie ©POINT zu sehen: Ein schlichter Punkt mit einer besonderen Oberflächengestaltung, die ich entwickelt habe und selbst herstelle. In verschiedenen Materialien wie Gold, Palladium und Silber kann der Träger Ohrschmuck, Colliers und Ringe miteinander kombinieren oder ergänzen.
©POINT-DISC Ringe in Silber 925 und BiColor Feingold
©Danièle Brown – Schmuckstücke
Was lieben Sie an Ihrer beruflichen Tätigkeit am meisten? Und was an den Produkten, die Sie fertigen?
Brown: Zuallererst die Vielfältigkeit. Dann aber auch die Techniken. Besonders die alten Handwerkstechniken wie das Emaillieren, Ziselieren oder die Filigran-Technik – mit denen ich besonders gern arbeite. Und die riesige Auswahl an Materialien, die mir zur Verfügung stehen. Nicht zu vergessen: Die Begegnung mit Menschen unterschiedlichster Art.
„Wenn ich Ihren Schmuck trage, geht es mir gut!“
Wenn Kunden bei Ihnen etwas in Auftrag geben wollen, müssen Sie da vorher viel erklären? Entsteht durch solche Gespräche im Vorfeld eine besondere Kunden-Bindung?
Bei Schmuckstücken ist es wie bei Kleidung: Der Schmuck steht in enger Beziehung zum Körper des Trägers oder der Trägerin, ist also etwas sehr Persönliches.Beim Kauf eines fertigen Schmucks aus meinem Atelier, erzähle ich wie es entstanden ist und welche Arbeitsschritte es brauchte um es herzustellen.Dabei vermittle ich, dass ich meine Schmuckstücke nicht beliebig produziere, sondern diese oft eine Entwicklungsgeschichte haben. Damit bekommen sie einen Wert, der nicht nur im Material alleine begründet liegt. Dann versteht der Kunde auch, warum ein Stück, das nicht vor Brillanten strotzt, auch seinen Preis hat…. Auch bei Einzelfertigungen erwarten und bekommen meine Kunden von mir individuelle Beratung sowohl bei der Gestaltung eines Schmuckstückes und- sehr wichtig – auch darüber, welche Materialien warum verwendet werden. Oft kommen sie gerade deshalb zu mir. So hat der Kunde am Ende ein ganz anderes Verhältnis zu seinem Schmuckstück als zum Beispiel zu einem im Internet bestellten Schmuck. Und dabei geht es eben keineswegs nur um den materiellen Wert, sondern auch um die Bedeutung. Das schönste Kompliment einer Kundin an mich war: „Wenn ich Ihren Schmuck trage, geht es mir gut!“
Kette SPHAERA in SIlber mit Perlen © Danièle Brown
Für fast alle handwerklich gefertigten Produkte gibt es ja heute industriell/serienmäßig gefertigte Pendants. Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Ihren Produkten/Ihren Produktions-Wegen und den nicht-handwerklichen Fertigungen?
Brown: Ich kann nur für das Schmuckhandwerk sprechen. Das leidet ganz eindeutig unter dem Massenangebot der Industrieware. Meist billig produziert, fehlt diesen Schmuckstücken der Wert, sowohl in Verarbeitung als auch in Bedeutung. Solche Produktionen geben zwar in sogenannten Drittweltländern Menschen Arbeit, jedoch zu fragwürdigen Bedingungen. Und was den Umwelt- und Menschenschutz hinsichtlich der Produktionsumstände angeht, ist der oft sehr viel schlechter als zum Beispiel hier in Deutschland, wo mittels Gesetzgebung sehr genau darauf geachtet wird, wie und unter welchen Umständen etwas produziert wird. Auch im Handwerk. Und natürlich verlieren die guten Handwerker, die nicht billig produzieren können und wollen, Kundschaft. Das liegt jedoch nicht nur an den oben genannten Gründen, sondern auch an anderen Parametern wie der Professionalisierung des Handwerks – oder eben nicht. Dazu sage ich gleich mehr….
Weitergabe von Wissen, das über Generationen gesammelt und gehütet wird
Mein Wunsch wäre nämlich eine Wiedereinführung der Meisterpflicht für alle Gewerke, mit der man erst eigenständig tätig werden darf. Deren Wegfall in vielen Handwerksberufen hat in den vergangenen Jahren bewirkt, dass in manchen Gewerken nun jedermann sein Angebot auf den Markt werfen kann, auch ohne eine fundierte Ausbildung im betreffenden Handwerk gemacht zu haben. Die Auswirkung ist langfristig, dass nun nicht mehr richtig gelernt und geübt wird, dass Wissen verloren geht und mehr billiger Ausschuss produziert wird als zuvor.
Ich sehe dies an den Schmuckstücken, die Kunden zu mir bringen um sie reparieren oder umarbeiten zu lassen, weil sie nach kurzer Zeit nicht mehr gefallen oder sehr schnell kaputt gegangen sind.
Die Meisterpflicht hatte ja ursprünglich nicht nur eine Marktregulierung im Sinn, sondern auch die Weitergabe von Wissen, das über Generationen gesammelt und gehütet wurde. Jedoch auch nur an diejenigen weiter gegeben wurde, die sich die Mühe machten, viel Zeit und einiges an Geld in ihre Ausbildung zu investieren. Dies gilt auch für hervorragende Bildungsstätten, die es beispielsweise für Gewerke wie Keramik, Weberei, Goldschmieden etc. gibt. Diese finden jedoch weniger „Lehrlinge“, weil es in diesen Berufen sehr schwer geworden ist, gutes Geld zu verdienen, um seinen Lebensunterhalt zu sichern. Was zeigt, dass die Devise „Geiz ist geil“ einfach auf lange Sicht noch nie getaugt hat.
Zum Schluss noch eins meiner Lieblingsstücke von Danièle Brown | Schmuckstücke – weil ich es so unglaublich finde: gestricktes Silber, fein vergoldet! Andre Techniken – wie das Ziselieren – beschreibt sie übrigens auch in ihrem Blog. Wo es natürlich noch viele andre schöne Stücke gibt…
Ohrschmuck handgestrickt in Silber 925 feinvergoldet mit Süsswasserzuchtperlen © Design – Danièle Brown
Vielen Dank, Danèle Brown!
Mehr Porträts kreativer Handwerker/innen finden Sie übrigens hier.
Und wenn Sie mich brauchen: Ich bin Ihre kreative Texterin, Buch-Hebamme, Lektorin und mehr. Kontakt maria@texthandwerkerin.de