Gertraud Wallmann betreibt im österreichischen Wals-Siezenheim ihre Ledermanufaktur, die bereits im Markennamen sagt, worum es geht: „Qualität, von Hand gefertigt*. Auf ihrer Internetseite https://www.wallmann-lederwaren.at/ beschreibt sie es noch genauer: Wir sind „ein junges Unternehmen, in dem alte Handwerkskunst, traditionsreiche Taschnerei und innovative Lederverarbeitung zusammentreffen. Aus ausgewählten Materialien und in Handarbeit entstehen hier Produkte, die ganz auf die persönlichen Bedürfnisse des Kunden abgestimmt sind.“
Foto: privat
Frau Wallmann. seit wann üben Sie ihr Handwerk schon aus? Was ist Ihre Ausbildung? War die „klassisch“? Oder sind Sie eher „Quereinsteiger“?
Ich übe meinen Beruf seit 2003 aus. Ich habe eine klassische Lehre gemacht. Allerdings habe ich statt drei Jahren nur zwei Jahre gelernt, da ich davor eine dreijährige Wirtschaftsfachschule gemacht habe, bin also keine Quereinstiegen.
Klassische Lederwaren nach Kundenwunsch
Beschreiben Sie bitte kurz, was Sie beruflich tun…
Ich erzeuge Koffer und Taschen aus Leder vom Muster bis zum fertigen Stück. Alles per Hand. Der Kunde darf sich alles selbst aussuchen: Modell, Größe, Farbe, Leder, Beschläge, Innenfutter und Innenausführung. Ich führe es aus.
Wie ist das bei Ihnen: Können Sie wirklich kreativ sein?
Bei mir ist der Kunde der Kreative. Von mir bekommt er die Beratung was alles möglich ist, aber er selbst darf sich alles entscheiden.
Vermissen Sie da nicht etwas?
Nein, ich bin der klassische Handwerker, ich liebe es die Standardprodukte immer wieder in anderen Ausführungen zu machen. Mir liegt das Klassische, das Zeitlose, und das sind meine Produkte. Wieso etwas Neues kreieren, wenn das Bestehende so wunderschön sein kann?
Können Sie mir bitte den Begriff „Handwerk“ definieren?
Beim Handwerk steht die Person im Mittelpunkt. Diese arbeitet mit Hilfe von Werkzeug und einfachen Maschinen.
„Hochzeit“ bedeutet Verwandlung – beim Schnaps wie bei Lederwaren
Was lieben Sie an Ihrer beruflichen Tätigkeit am meisten? Und was an den Produkten, die Sie fertigen?
Als Tätigkeit liebe ich am meisten wenn sich das Produkt vom Stück aus der Werkstatt, das oft „unschön“ aussieht, in das Stück im Schauraum verwandelt, so wie es der Kunde dann zu Gesicht bekommt. Beim Schnaps wird das „Hochzeit“ genannt, wenn der hochprozentige Alkohol mit Wasser vermischt wird. Ungefähr so empfinde ich es bei meinen Produkten, wenn das Innenfutter mit der Außenhülle verbunden wird – bevor das Stück dann fertig ist. Bei den Produkten liebe ich die Schlichtheit und Zeitlose.
Was ist aus Ihrer Sicht das Gegenteil von „Handwerk“?
Wenn man bei der Ähnlichkeit der Berufe bleibt, dann ist Fließbandarbeit das Gegenteil von Handwerk. Ansonsten finde ich dass der Beruf an der Börse das Gegenteil vom Handwerk ist.
Wenn Kunden bei Ihnen etwas in Auftrag geben wollen, müssen Sie da vorher viel erklären? Entsteht durch solche Kundengespräche im Vorfeld eine besondere Kunden-Bindung?
Ja meine Kunden müssen/dürfen alles selbst wählen, daher lernt man den Kunden auf jeden Fall etwas kennen. Manchmal berate ich den Kunden auch soweit, dass man sehr ins Persönliche geht, in den Alltag des Kunden. Dadurch kann eine gute Bindung zum Kunden entstehen, ja.
Naturprodukte und aus dem eigenen Land
Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Ihren Produkten/Ihren Produktions-Wegen und den nicht-handwerklichen Fertigungen? Im Bezug auf das Produkt selbst, aber auch im Bezug auf die Entwicklung der Arbeits-Welt?
Da ich ein Produkt im Sortiment besitze, das ich als einzige auf der Welt produziere, habe ich das Glück, dass ich keine große Konkurrenz habe. Außerdem stellt kaum jemand Produkte her, die so auf den Kundenwunsch eingehen, wie ich das tue. Ich persönlich glaube, dass die Entwicklung der Arbeits-Welt wieder in die Richtung: Handwerk, Naturprodukt und aus dem eigenen Land geht. Im Westen von Österreich gibt es zum Beispiel noch sehr viel Handwerksbetriebe.
„Nicht alles Kreative ist auch positiv!“
Wenn Sie für sich und Ihr Handwerk einen Wunsch frei hätten, welcher wäre das?
Eigentlich bin ich wunschlos glücklich….
Ein Zitat von Josef Beuys: „Die einzige revolutionäre Kraft ist die Kraft der menschlichen Kreativität“. Mögen Sie dazu was sagen?
Absolut richtig! Dennoch sollte man mit der Kreativität nicht um sich werfen. Nicht alles Kreative ist auch positiv!
Mehr Porträts kreativer Handwerker/innen finden Sie übrigens hier.
Und wenn Sie mich brauchen: Ich bin Ihre kreative Texterin, Buch-Hebamme, Lektorin und mehr. Kontakt maria@texthandwerkerin.de