Der Meraner Stadtanzeiger hat eine kleine, feine Serie gestartet, in der immer wieder auch historische Berufe vorgestellt werden… Alle auf einen Blick hier.
Da es in Meran so schön ist, die Dolomiten (auf dem Foto) unter anderem auch gleich an tolle Winterurlaube denken lassen, habe ich das als meine kleine „Weihnachtsgeschichte“ ausgewählt, denn diese Serie ergänzt wunderbare meine eigene kleine Reihe kreativer Handwerkerinnen und Handwerker. Im Meraner Stadtanzeiger werden unter anderem Strumpfmacher, Goldschmiede, Seidensticker oder Fleischhauer vorgestellt – Berufe, die uns durchaus heute noch geläufig sind. Ich greife mal drei aus der Serie heraus, die es heute kaum noch gibt: die Ameisler, die Posamentmacher und die Pechler.
Die Ameisler
„Als Ameiseneiersammler oder Ameisler wurde eine meist männliche Person bezeichnet, welche die Puppen der Ameisen sammelte und trocknete, um sie als Medizin oder Vogelfutter zu verkaufen. Der Beruf ist sicher mit der Käfigvogelhaltung aufgekommen und bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts belegbar, als er von den österreichischen Forstbehörden verboten wurde, da das Sammeln der Ameisenpuppen in die Ameisenbestände eingriff und dadurch das ökologische Gleichgewicht belastete“. So weit der Meraner Stadtanzeiger. Die Ameisensäure wird allerdings noch immer in Naturheilverfahren und in der alternativen Medizin verwendet, denn dem Ameisensekret wird Linderung bei Rheuma nachgesagt.
Die Posamentenmacher
„Der Begriff posament (französisch passement) bezeichnet eine Verzierung von Stoffen durch Besetzung mit Schnüren, Borten, Tressen, Fransen, Bändern, Troddeln, Quasten, Knöpfen usw. Fransen, Borten und Quasten, gehörten schon früh zu den Schmuckelementen, mit denen man Textilien verzierte. In der Renaissance und im Barock waren sie in vielfältigen Funktionen verbreitet: In der Einrichtung der Wohnräume begegnen wir ihnen vor allem an Kissen und Polstern, an Vorhängen und Bordüren. Je nach Material des Gegenstandes, den sie beschweren und zugleich schmücken sollten, wurden auch die Posamente aus Metall- und Seidenfäden oder aus Leinenfäden gearbeitet. Während Darstellungen von Interieurs des 15. und frühen 16. Jahrhunderts meist einfache Fransen und Quasten aus Fadenbündeln, die von einem Knauf zusammengefasst werden, aufweisen, entwickelten sich letztere wohl im Verlaufe des 17. Jahrhunderts zu komplexen Gebilden. So wurden beispielsweise Borten, Quasten und Schnüre aus Gold-, Silber- und farbigen Seidenfäden in verschiedenen Variationen ausgearbeitet und zur Verzierung von Draperien, profanen und liturgischen Gewändern, Fahnen und auch von kostbaren Täschchen und kleinen Beuteln verwendet.“ So steht es im Meraner Stadtanzeiger. Ich habe dieses Jahr in meinen Porträts kreativer Handwerker/innen beispielsweise auch carakess porträtiert – mit der Anfertigung gestrickter Perlbeutel steht sie ganz eindeutig in dieser Tradition.
Der Pechklauber, Pech(l)er oder Harzer
So beschreibt der Meraner Stadtanzeiger diesen überaus anstrengenden Beruf: „Der Beruf des Pechers erforderte harte und schwere Arbeit, die mit dem Frühjahr begann und im Herbst endete. Ein Pechler wusste, welche Sorte von der Sonn- oder Schattenseite eines Baumes Magendrücken, faule Zähne oder Halsschmerzen heilte. Sie bereiteten das sogenannte ‚Saupech‘, das Kolophonium, zum Abhaaren der geschlachteten Schweine und lieferten das Pechöl gegen lästige Fliegen. (Wenn aus dem Terpentin das ätherische Öl abgetrieben und der Destillationsrückstand einige Zeit erhitzt wird, erhält man Kolophonium, ein sprödes, transparentes Produkt, das je nach Art des zugrundeliegenden Balsams und der Durchführung der Destillation fast farblos oder rot bis schwarzbraun ist.) Die Pechklauber rösteten Knochen und Pech in Töpfen am Dreifuß über dem Feuer unter einem umgestülpten schwarzen und verdrahteten ‚Häfen‘, der auf einem durchlochten Untersatz stand. Das Oberteil musste am Untersatz luftdicht aufsitzen.“ Interessant auch der Beitrag über die Nachteile der Harznutzung aus heutiger Sicht.