Ich frage ja schon seit einer Weile: Und welcher PR-Typ sind Sie so? Weil ich fest davon überzeugt bin, dass jede erfolgreiche Strategie in Sachen Öffentlichkeitsarbeit mit derartigen Fragen beginnen muss… Denn nicht jeder Mensch ist dafür geeignet, Tag und Nacht in offenen Online-Foren Rede und Antwort zu stehen. Oder PR-Aktionen zu planen, die das Talent eines Alleinunterhalters erfordern. Es gibt eben introvertierte und extrovertierte Menschen. Solche, die es immer allen Recht machen wollen. Andre polarisieren gern. Wieder andere wollen nicht immer tun, was „alle“ tun – die sind ein wenig eigensinnig.
Öffentlichkeitsarbeit für DEN Stammkunden?
Um die Letzteren soll es hier gehen. Ich zum Beispiel, ich bin ziemlich eigensinnig. Wie oft habe ich die letzten Wochen gehört, ich müsse mich spezialisieren, auswählen, mögliche Kundenkreise eingrenzen…. Diese guten Ratschläge entspringen allesamt einem Denken, das seine Wurzeln in Umfrageergebnissen und statistischen Erhebungen hat. Da wird – unabhängig von Produkt und/oder handelndem Typ – immer nur gefragt: Was bringt Erfolg? Und wie lässt sich der messen/steigern? Allein darauf ist dann auch die Öffentlichkeitsarbeit ausgerichtet. Es mag ja sein, dass Selbstständige und kleine Unternehmen, die „IHREN Stammkunden“ gefunden haben, ihre Erfolge immer weiter verbessern können, indem sie immer engmaschiger denken und handeln, ihre Produkte und Angebote weiter und weiter eingrenzen. So lange, bis die wirklich nur noch für „diesen einen“ Kunden, DIE Stammkundin interessant sind.
Nur: Wer hat den schon, DEN idealen Stammkunden? Und wenn man ihn oder sie gefunden hat, will man dann wirklich für alle Ewigkeiten auf diesen einen „Kundentyp“ festgelegt bleiben? Nur noch für ihn oder sie arbeiten?
Die beiden Seilmacher sehen ziemlich eigensinnig aus, oder?
Ich möchte gern eigensinnig bleiben….
Was mich angeht: Ich will das nicht! Ich möchte neugierig und offen bleiben. Da werde ich dann eigensinnig, schlage alle guten Ratschläge und Umfrageergebnisse in den Wind, handle eher aus dem Bauch heraus als nach mathematischen Gesetzen…. Behalte aber die Freunde an meiner Arbeit. Das ist ganz klar der Vorteil dieses eigensinnigen Verhaltens: Ich kann auch etwas tun, das mir selbst Freude bringt.
Vor- und Nachteile
Natürlich gibt es auch hier eine Schattenseite: Wer auf seinem Eigensinn beharrt, verliert tatsächlich häufig mal potentielle Kunden. Und dann ist es – wie immer im Leben – Abwägungssache: Ist mir dieser „Verlust“ meine Arbeitsfreude wert? Ich kann aber auch anders herum fragen: Wenn ich meinen Eigensinn aufgebe, in meinem Fall: mich stark spezialisiere, was bekomme ich dann dafür? Ich zum Beispiel bekäme dann vermutlich einen kleinen, vielleicht sogar sehr feinen Kundenkreis. Der aber von da an meine Arbeitswelt extrem dominieren wird… Weil ich mich schon so eingegrenzt habe, was die schiere Zahl möglicher Kunden angeht, kann ich es mir bei keinem/keiner leisten, ihn oder sie zu verlieren… Aus meiner Sicht bedeutet das ein ziemlich hohes Maß an Abhängigkeit. Und wenn ich gedanklich an diesem Punkt angekommen bin, lobe ich mir meinen Eigensinn. Und weiß: Er ist – für mich – absolut richtig.
Ich denke: jeder von uns hat mehr oder weniger hohe Anteile an Eigensinn. Die Frage ist nur: Welchen Stellenwert wollen wir ihm beimessen? Und das sollte bitte jede/r für sich selbst beantworten!
Eigensinn muss kommuniziert werden!
Und was bedeutet diese Antwort dann für Ihre PR-Arbeit? Nun, ganz einfach: Je eigensinniger Sie sind, desto klarer sollten Sie das kommunizieren. Denn das ist natürlich eine recht persönliche Angelegenheit. Die niemand verstehen KANN, der Sie nicht kennt. Wenn Sie gerne schreiben, empfehle ich Ihnen, einen eigenen Blog zu betreiben. Dort sind Sie ungestört, können formulieren, was Sie möchten, vielleicht sogar Ihre „eigensinnigen Gedanken“ zur Diskussion stellen.
Wenn Sie Ihr Business in einer Branche betreiben, in der ein Blog absolut keinen Sinn macht, könnten Sie vielleicht Ihren Eigensinn über Produktnamen, Dienstleistungsbeschreibungen und ähnliches kommunizieren.. Ganz klar: Meiner Ansicht nach ist „Eigensinn“ immer auch ein Auftrag an Ihre Kreativität! Und da ich davon überzeugt bin, dass jeder Mensch – irgendwie – mindestens ein kleines Quäntchen Kreativität besitzt, kann ich Sie jetzt nur auffordern: Setzen Sie es ein! Kommunizieren Sie Ihren Eigensinn (wenn Sie ihn denn haben…). Denn, ganz gleich, worin er besteht: Sie sollten der Welt von ihm erzählen…. Und da die Welt dadurch auch ein bisschen bunter wird, bedanke ich mich jetzt schon mal dafür… Denn auch das gehört zu MEINEM Eigensinn: Ich mag es nicht, wenn Welt und Dinge allzu gleichförmig sind….
Weitere Beiträge meiner Serie zur PR-Typologie für Selbstständige:
- PR-Strategie Liebe: Wir alle tragen das Gefühl von Großmutters Marmelade in uns!
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Hinweis in eigener Sache
Ich bin überzeugt davon, dass der Eigensinn der weltbeste Kompass ist, den wir jemals finden werden. Warum, wie das geht und wer das schon erfolgreich vorgemacht hat, beschreibe ich im ersten Band meiner Trilogie des Eigensinns. (Klick auf’s Buch – und Sie können es bestellen!)